Umfassender Bereich: Gesellschafts-Analyse (Im Dschungel...)


 

 

Praxisphilosophie

Philosophie fragt im Gegensatz zu den Einzelwissenschaften nach menschlichen Bezügen allen Tuns und Wissens. Auch bei der Untersuchung der Einzelwissenschaften hinterfragt sie diese Bezüge (z.B. bei Kants Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit der Erkenntnis überhaupt).

Die Philosophie hält das Denken darüber fest, was der Mensch sei und was sich daraus für alles andere Denken und Handeln ergibt. Im besten Fall reflektiert die Philosophie sich selbst, indem sie untersucht, wie sie zu ihrem Menschenbild kommt...

Die Praxisphilosophie betont folgende Merkmale ihres Menschenbildes:

  • Er ist das "einzige Wesen, das die meisten Bedingungen seiner eigenen Existenz selbst hervorbringt." (Flego in: "Krit. Theorie ges. Praxis, Kassel 1995)
  • Mensch schafft immer Neues, kann immer neu anfangen (H.Ahrendt)
  • "Der Mensch (ist)... invariant gerade als das sich... stets überschreitende Wesen" (Ernst Bloch)
  • "Das Wesen des Menschen ist nicht das, was er schon ist, sondern das, was er noch werden kann." (Flego, ebenda)

Praxis als Begriff steht deshalb im Zentrum, weil sie "diese dem Menschen eigene Art des Seins" (Petrovic) ist.

Dabei wird stärker als im früheren Marxismus (und gleich recht im gleichzeitigen und späteren dogmatischen M.) betont, daß die gesellschaftlichen Strukturen nicht einfach als "Materielles" vorliegen, sondern stets und ständig als Prozeß gerade erst erzeugt werden.

Gerade und wesentlich das Primat der Ökonomie wird zwar für den Kapitalismus festgestellt, aber gleichzeitig kritisiert. Darüber hinausweisende Konzepte müssen also dieses Primat auch theoretisch überwinden (Überwindung des Wertgesetzes - der Wert-Vergesellschaftung - , statt seiner gesamtstaatlichen Zementierung).

Die Praxisphilosophie betont die Unabgeschlossenheit der menschlichen Praxis, die Offenheit, Potentialität (im Widerspruch gegen eine gesetzestragende, feste "Materie" bzw. Seins-Bestimmungen wie "Wert-Vergesellschaftung").

Gegenstand allerErkenntnis ist hier nicht etwas fertig Vorliegendes, sondern "die immer historisch vermittelte, durch menschliche Praxis konstituierte Realität" (Müller, H.: Praxis und Hoffnung, Bochum 1986, S. 42).

Wissenschaft ist deshalb kein allumfassendes Lexikon des positiv Gegebenen, sondern wird zur "schöpferischen gesellschaftlichen Potenz" (ebenda S. 43).

 

 

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