Rundmail aus London - Oktober 2007

Hallihallo

Es hat sich viel getan seit meiner letzten Rundmail. Der Sommer ist vorbei, das neue Studienjahr hat begonnen... Wo soll ich anfangen? Wohl am Besten im Sommer...

Nach den Anti-G8-Protesten (siehe hier), war Ada noch für eine Woche mit in Jena, dann ist sie zurück nach Griechenland (sie ist Griechin, habe ich das schon erwähnt?) geflogen. Und dann? Viel Zeit in Jena, viele Briefe an und von Ada (ich mag Briefe lieber als e-Mails), viel Zeit zum Nichtstun, eine viel zu lange Trennung von Ada, ... dann bin ich mit meinen Eltern für zwei Wochen nach Schweden gefahren.
Wir haben eine Rundtour durch den Süden bis zum Vätternsee gemacht und haben gezeltet. Schweden ist ein wunderschönes Land und perfekt für mich: nicht zu heiß, viele Seen, in denen man fkk baden kann, und sehr viel wilder Wald.

Von Stockholm aus ging es für mich direkt nach Athen, wo ich endlich Ada wieder gesehen habe. Wir sind zwei Nächte in Athen geblieben und haben an einem Tag die meisten wichtigen Sehenswürdigkeiten abgeklappert (ja, ich war auf der Akropolis; hat auf uns keinen sonderlich guten Eindruck gemacht, man darf dort oben nämlich keine Waschbären fotografieren...). Dann waren wir bei Adas Eltern in Patra. Eigentlich wollten wir die nächsten Tage mit dem Auto durch Pennepoles kurven und einfach dort zelten, wo es uns gefällt, aber kaum waren wir aus Patra raus und hatten das Auto auf einem Parkplatz abgestellt um uns den Strand anzuschauen, wurde das Auto aufgebrochen und die wichtigsten Sachen geklaut: Pässe, Geldkarten, Tagebuch, Briefe vom Sommer, ... Also haben wir die restliche Zeit damit verbracht auf griechischen Polizeistationen rumzuhängen und die wichtigsten Dokumente wiederzukriegen. Nur die persönlichen Erinnerungen kann keiner ersetzen...



Unser Fotomodell Schwanzi auf der Dachterrasse bei Adas Eltern

Trotzdem sind wir für ein paar Tage auf die Insel Zakynthos gefahren und waren dort im Meer baden (badewannenwarm und verdammt salzig). Schließlich haben wir die Fähre nach Venedig genommen (zwei Nächte und einen Tag). Wir haben die Nächte auf Deck verbracht und das war eine tolle Erfahrung. Von Venedig aus sind wir mit dem Zug nach München gefahren und haben uns dort dann getrennt: Ich bin in den Zug nach Jena gestiegen, Ada in den Bus nach London.



Suchbild: Wo ist der Waschbär? (Das ist übrigens ein Olivenbaum)




Auf Zakynthos




Und so kam das Fotomodell ins Foto...

Inzwischen bin ich auch wieder in London. Ada und ich wohnen jetzt zusammen in einem Zimmer in einer WG in Woolwich (sprich: Wullitch, Greenwich wird übrigens Grinnitch gesprochen). Das ist manchmal ein bisschen eng, aber wir haben einfach das Bett als zweite Arbeitsfläche definiert und seit wir ein Bücherregal haben, ist es auch einigermaßen möglich, Ordnung zu halten. Wir haben lange überlegt, ob nicht vielleicht jede ihren eigenen Raum haben sollte um unabhängiger voneinander zu sein und mehr Privatsphäre zu haben. Aber wir haben während der Prüfungszeit im Mai schon für einige Wochen faktisch zusammengelebt und es lief gut; und auch in einem Zimmer kann man unabhängig voneinander arbeiten, außerdem geht Ada sowieso oft nach draußen an die frische Luft. Und jetzt muss ich mich nicht mehr entscheiden zwischen an meinen Projekten (Philosophie, Gedichte, Studium) zu arbeiten oder Ada zu sehen, sondern kann beides verbinden. (Wer jetzt übrigens Fragen über die Beziehung zwischen Ada und mir hat, kann mich entweder fragen oder hier nachlesen.)

Wir gehen oft abends spazieren, wenn es dunkel ist, an der Themse. Woolwich ist fast am Rand von London und so kann man sich, wenn man an der Themse nach Osten geht, schon vorstellen, man sei außerhalb von London. Überhaupt fühlt man sich im Stadtteilzentrum von Woolwich fast wie im Zentrum einer Kleinstadt und nicht wie in einer Großstadt. Mit dem Zug (und glücklicherweise nicht U-Bahn!) ist es aber bis zum Londoner Zentrum nur eine halbe Stunde und so müssen wir für die Vorlesungen auch nicht zu zeitig aufstehen.



Haupteinkaufsstraße von Woolwich

Ich bin inzwischen übrigens aus der Socialist Party wieder ausgestiegen. Demokratischer Zentralismus ist mir einfach zu zentralistisch. Genauere Erklärung (auf englisch) gibt es hier.

Ach, und das Studium? Tja, die erste Woche Vorlesungen ist überstanden, die Physik wird physikalischer, die Mathematik mathematischer und mein Interesse sinkt. Es gibt doch so viele andere interessante Dinge, mit denen man sich beschäftigen kann!
Zur Zeit versuche ich zu verstehen, was so viele Menschen zur Spiritualität zieht. Letztens meinte nämlich jemand, ich sei ein spiritueller Mensch. Dabei kann ich mit solchen Dingen wie dem kosmologischen Bewusstsein (wie auch immer man es nennt) und dem Streben, sich vom eigenen Ego zu befreien, wenig anfangen. Um überall die Schönheit der Natur zu sehen, das Leben zu lieben und mich selbst zu entfalten brauche ich diese Dinge nicht...
Außerdem habe ich angefangen ein wenig Albert Camus zu lesen, habe mir ein paar mehr englische Gedichtbände gekauft, durch die ich mich langsam durchlese, und habe mir vorgenommen mich ausführlicher mit Hegel zu beschäftigen.

Ich trage übrigens fast nur noch Röcke. Hosen sind mir einfach zu eng und unbequem und in Röcken fühle ich mich wohler. Dass Röcke unpraktisch seien und beim Laufen, Klettern, ... behindern, ist ein Gerücht. Ich bin mit Rock bis in die Spitze meiner Lieblingseiche im Hampstead Heath geklettert. Es dürfen halt keine engen Schlauchröcke sein und man muss lernen, wie man sich im Rock bewegt. Wie das im Winter wird... wir werden sehen. Mit langem Rock und Stiefeln sollte es aber auch nicht zu kalt werden. Ich betrachte das einfach als Experiment :)



Auf meiner Lieblingseiche

Jetzt passiert auch auf meiner Homepage immer mal wieder was. Was gerade neu ist, findet man immer hier. Die letzten Rundmails samt Fotos gibt es jetzt auch on-line und zwar hier.

So, das war es erstmal. In einer Woche (ungefähr vom 8. - 13. Oktober) bin ich in Jena. Wenn also irgendjemand Zeit und Lust zum Treffen, Kinogehen, Quatschen hat, meldet euch einfach mal. Wann geht eigentlich das Studium in Deutschland wieder los?

Tschüss
Tanja


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